Im Laufe der Wintermonate wurde Cara immer dicker. Nachdem ich es anfangs auf die Futterrationen geschoben hatte, kam ich dann doch auf die Idee, sie könne ein Fohlen erwarten. Der Tierarzt konnte diese Vermutung bestätigen. Wir freuten uns wahnsinnig. Wir waren natürlich immer Feuer und Flamme, wenn wir Tierbabys begegneten, und nun sollten wir dieses Wunder bei unseren eigenen Pferden miterleben dürfen.
Bis zur Geburt des Fohlens sollte es allerdings noch ein paar Monate dauern. Wir fanden es natürlich auch ungeheuer aufregend, daß wir nichtsahnend eine Stute gekauft hatten und nun plötzlich noch ein Fohlen unterwegs war. Bei nächster Gelegenheit wollten wir dem Rätsel auf den Grund gehen.
Beim ersten Viehmarkt im Frühjahr fuhren wir also wieder nach Kaunitz. Dort trafen wir auch tatsächlich den ehemaligen Besitzer von Cara. Mein Vater erzählte ihm gleich die Geschichte und der Mann war nicht weniger überrascht als wir zuvor.
Die einzige Erklärung schien ihm diese: Er hatte Cara manchmal mit einem einjährigen Rapphengst auf die Weide gelassen, in der Annahme, daß dieser noch nicht zeugungsfähig sei. Da schien er sich wohl getäuscht zu haben. Über den Vater unseres Fohlens konnte er uns darüber hinaus aber keine genaueren Auskünfte geben.
Auf eben diesem Viehmarkt entdeckten wir dann noch etwas: eine Kutsche. Es war ein "Einkaufswagen" (der richtige Name fällt mir leider nicht mehr ein) aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert. Die Sitze waren mit rotem Samt bespannt und die geschwungenen Formen einfach traumhaft schön. Man konnte sowohl eine Ein- wie auch eine Zweispännerdeichsel anbauen.
Unter der Sitzbank, die bis zu drei Personen Platz bietet, gab es noch ein Geheimfach und am hinteren Ende der Kutsche eine Halterung für einen große Korb, in dem dann die Einkäufe untergebracht wurden.
Sie hatte keine Reifen, sondern noch die altmodischen Räder aus Metall und Holz. Wir gingen jedoch davon aus, daß die Straßen und Wege zu der Entstehungszeit der Kutsche wohl noch wesentlich schlechter gewesen waren als heute. Da könnte man ihr doch bestimmt so einiges zumuten.
Wir waren alle drei hin und weg. Leevke und ich hatten vor einiger Zeit eine größere Summe Geld von unseren Großeltern geschenkt bekommen. Dies schien uns eine lohnende Investition. Wir hatten schon in frühen Kindertagen im Urlaub Kutsche fahren dürfen und es hatte uns immer sehr viel Spaß gemacht.
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