| | W. Popken im Fenster Selbstportrait 08/2004 | | | | Meine Meinung zu dem Buch: von › Werner Popken
John Lyons ist ein Pferdemann und kein Schriftsteller. Das Buch ist geschrieben worden von Sinclair Browning. Und Sinclair Browning kam auf die Idee, nachdem er Kurse bei John Lyons besucht hatte.
Im Vorwort schildert Browning ausführlich, wie er selbst durch die Methoden von John Lyons überzeugt wurde und wie er andere davon überzeugen konnte. Das liest sich selbstverständlich wunderbar. Trotzdem wundert man sich, dass hier schon wieder ein Supermann auftritt. Haben wir davon nicht genug? Und überhaupt: haben wir von dem denn schon gehört? Kennt den einer? Ist der berühmt?
Das Buch ist 1991 geschrieben und 1999 in Deutschland herausgebracht worden. In dieser Zeit hat sich viel im Bereich des Pferdetrainings getan. John Lyons hat anscheinend keine weiteren Bücher geschrieben. Was er zu vermitteln hat, steht wohl in diesem Buch. Oder vielleicht besser: er vermittelt das in Veranstaltungen, wie wird das von vielen Trainern kennen.
Soweit ich erkennen kann, sind die Methoden auch nicht revolutionär, jedenfalls nicht mehr heute. John Lyons wird bei seiner Arbeit überzeugen, das glaube ich gern. Ein Patentrezept hat man mit dem Buch nicht erworben. Pferdetraining ist harte Arbeit, vor allem konsequente und kontinuierliche Arbeit, darüber täuschen Lyons und Browning nicht hinweg.
Ob man nach der Lektüre des Buches als Pferdemensch sein Problempferd überzeugen kann, muss offenbleiben. Die Anleitungen machen es jedoch wahrscheinlicher, dass man sich selbst ändert und allmählich zu dem Menschen wird, der mit seinem Pferd mehr Erfolg hat. Vorausgesetzt, man nimmt die konsequente und kontinuierliche Arbeit auf sich, von der im Buch ständig die Rede ist.
Bei vielen Pferdegurus bleibt ein schaler Geschmack zurück - der Ausdruck Pferdeguru deutet es schon an. Ich glaube nicht, dass John Lyons in diesem Sinne ein Pferdeguru ist. Deshalb vertraue ich ihm und seinem Autor.
Besonders bemerkenswert fand ich das Nachwort. Zunächst einmal nimmt er Bezug auf seine Methode:
| Am Anfang des Buches haben wir darüber gesprochen, wie wichtig es ist, ein Problem genau zu definieren. Wir haben Probleme gelöst, indem wir unser Ziel in eine Reihe von kleinen Schritten oder auch Teilzielen aufgesplittet und an jedem solange gearbeitet haben, bis wir darauf aufbauen konnten. In dem wir eine bestimmte Bedingung schufen und darauf eine Reaktion bekamen, haben wir nun nicht nur unsere Trainingsziele erreicht, sondern in unserem Pferd auch einen echten Partner gewonnen. | | |
Dann schaut er zurück auf die zehn Jahre, die er als Trainer hinter sich hat, und bedankt sich bei all denen, die das ermöglicht haben, insbesondere bei seiner Frau. Und dann spricht er von einem besonderen Freund und von der wichtigen Rolle, die er in seinem Leben gespielt hat. Dieser Freund hat ihn nie im Stich gelassen, obwohl die Bedingungen oft unerträglich schwierig waren.
Man ahnt es schon: er meint Gott. Und er scheint es ernst zu meinen, obwohl er sich nicht als das Paradebeispiel eines Christen sieht.
| Wir beschlossen es zu wagen, unser Bestes zu tun und die Entscheidung, wie es mit uns und unserer Ranch weitergehen sollte, in Gottes Hände zu legen. Ich kann Ihnen versichern - es gab Zeiten, da hatten wir kaum genug Geld um das Benzin für die Fahrt zu einem der nächsten Kurse bezahlen zu können. Es kam vor, dass wir auf dem Weg die Veranstalter anriefen und die uns mitteilten, dass sich niemand für den Kurs angemeldet hatte. Oft sah es so aus, als ob wir nicht weitermachen könnten. Doch unsere Stoßgebete wurden erhört - Gott ließ uns nie im Stich und begleitete uns durch diese harte Zeit. | | |
Anschließend wünscht er dem Leser viel Glück beim Training und erbittet Gottes Segen.
Ich glaube nicht, dass dieser Mann ein Schaumschläger ist. Man nehme nur das letzte Kapitel: Erfolgreiches Verladen. Die Prozedur wird über 11 Seiten beschrieben. Die Arbeit fängt in gehöriger Entfernung vom Anhänger an und endet damit, dass das Pferd allein in den Hänger geht. Bei nicht handhabbaren bzw. nicht halfterführigen Pferden arbeitet er im Roundpen ohne direkten Kontakt zum Pferd.
Denn seine erste Maxime ist: unsere eigene Sicherheit muß beim Training gewährleistet sein. Die zweite lautet: die Sicherheit des Pferdes muss beim Training gewährleistet sein, die dritte: das Pferd muss nach der Arbeit ruhiger sein als vorher.
Wir alle wissen, dass das Verladen von Pferden sehr gefährlich werden kann. John Lyons setzt eine Gerte ein, um Signale zu geben und auch um zu strafen. Das sollte ich erläutern, damit es nicht missverstanden wird.
Pferden sind keine Zuckerbienen, sie teilen untereinander harte Schläge und Bisse aus. In diesem Sinne benutzt Lyons die Gerte. Und für den, der seinem Pferd nicht weh tun will, hat er folgenden Rat parat:
| Wenn Sie Ihr Pferd ungern auf die Beine schlagen wollen, schützen Sie die Beine mit Gamaschen. Ein Schlag auf die Gamaschen gibt ein scheußliches klatschendes Geräusch, das reicht, um die Aufmerksamkeit des Pferdes wiederherzustellen. Wir wollen dem Pferd nicht weh tun, sondern es nur daran erinnern, dass es ein unangenehmes Erlebnis - und sei es nur dieses scheußliche Geräusch - nach sich zieht, wenn es steigt, so dass es diesen Weg als Ausweichmöglichkeit nicht mehr in Betracht zieht. | | |
Wer ernsthaft mit seinem Pferd arbeiten möchte, wird an diesem Buch seine Freude haben. Es ist genauso, wie die Arbeit, die abverlangt wird: konsequent und kontinuierlich werden immer wieder die wesentlichen Haltungen, Einstellungen und Tatsachen nahegeb | |