Es ist, wie immer, alles reichlich kompliziert. Je mehr ich lese, desto komplizierter und interessanter wird die Sache.
Wir beschäftigen uns hier mit Pferden, und häufig stellen wir fest, dass der Bestand einer Rasse gefährdet ist. Das betrifft aber auch Menschen, und speziell die Indianer.
In Utah und Idaho lebten 1996 noch genau 383 Shoshoni. Es gibt Stämme in Utah mit wesentlich weniger als 50 Mitgliedern.
Die Shoshoni spielen im Zusammenhang mit den Mustangs eine große Rolle. 1541 haben die Shoshoni den Spanier Coronado beobachtet, der sich den Colorado River hinaufarbeitete.
Die Spanier haben sie beeindruckt, aber letzten Endes waren das Männer wie sie selbst. Ehrfurcht flößten ihnen die Soldaten auf den großen Tieren ein. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Präriefeuer. Fremde Männer auf großen Hunden lungerten im südlichen Ödland herum. Hunde waren nämlich die einzigen Tragtiere, die die Shoshoni kannten.
Sofort begriffen sie, dass sie ein Mittel für Reichtum und Größe vor Augen hatten. Monatelang beobachteten sie die Spanier und kamen zu dem Schluss, dass sie schon lange ein solches Tier reiten könnten, wenn die schwerfälligen Fremden das zustande brachten.
Es war ziemlich einfach, eins zu fangen, denn Coronado hatte eine Linie von 900 Meilen zu unterhalten, als er die südwestlichen Ebenen durchquerte. In sehr kurzer Zeit wurden die Shoshoni vollendete Pferdeleute. Kleine Einheiten auf schnellen Pferden unternahmen Ritte von 800 Meilen am Stück.
Das war nichts Besonderes für Leute, die diese Reisen zu Fuß zurückgelegt hatten. Die Shoshoni hatten nämlich jahrhundertelang ein ausgedehntes Handelsnetz mit den Azteken gepflegt, die zu ihrer Sprachfamilie gehörten.
Das wundert mich nicht, denn auch in Europa hat es schon ausgedehnte Handelsbeziehungen über Tausende von Kilometern gegeben, bevor man sich der Pferde bedient hat.
Mit der Hilfe der Pferde konnten die Shoshoni ihren Handel schneller, leichter und besser bewältigen, größeres Wild jagen und größere Familien ernähren. Natürlich ergab sich auch eine militärische Überlegenheit über die Nachbarstämme. Schließlich wurde das Pferd selbst zu einem Handelsobjekt.
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