Mehrfach hat Hubert Kahle von der Rolle der Kirche gesprochen für das Schicksal der Sorben. Die Osterritte sind Ausdruck des "lebendigen Glaubens", sind "Ausdruck der Freude, daß Christus auferstanden ist".
Das trifft vermutlich nicht für die Gesamtheit der Sorben zu, die aufgrund der Gesetzgebung vor, während und nach dem dreißigjährigen Krieg zum Protestantismus übergetreten sind. Auch hier spielt Radibor eine Sonderrolle, denn dieser Ort hat sich erfolgreich gegen eine Konversion gewehrt.
1623 untersagte der damalige Gutsbesitzer Christoph von Minkwitz den Osterreitern den Ritt auf den Friedhof um die damalige Pfarrkirche. Es kam zur "Osterreiterschlacht" mit den Dienern des Grundherrn, der den Protestantismus mit Gewalt durchsetzen wollte. Diese Schlacht ging zu Gunsten der Osterreiter aus.
Ich habe mich auch ein bißchen auf der » Homepage von Radibor umgeschaut und habe auf » Schule geklickt. Dort stellten sich zwei Abschlußklassen dar, die 10a und die 10b. Die Schüler der » 10a haben mich sehr beeindruckt mit ihren Aussagen über ihre Vorstellungen in 20 Jahren.
Sowohl Jungen als auch Mädchen wollten verheiratet sein und Kinder haben, am besten drei. Ein Junge schränkte ein: wenn die Frau mitmacht. Die meisten konnten sich eine berufliche Zukunft in ihrer Heimat nicht vorstellen. Hubert Kahle kennt das Problem. "Zu Ostern sind sie aber alle wieder daheim."
Obwohl die Lausitz verkehrstechnisch ausgezeichnet angebunden ist, gibt es massive Probleme. Die Abwanderung der Jugend ist nicht zu übersehen. Sicherlich wird man auch Industrie ansiedeln können, aber ich fragte, ob nicht auch der Tourismus eine Lösung sein könnte.
Da erfuhr ich, daß die Natur auch in der Oberlausitz wunderschön ist (vom Spreewald hatte ich eine Vorstellung), der Seeadler und Weißstörche sind wieder heimisch geworden, das Lausitzer Mittelgebirge ist schön, es gibt interessante Ausflugsziele für Kinder wie z. B. den » Miniaturenpark, einen » Irrgarten, einen » Saurierpark - Hubert Kahle muß nicht nach Mallorca fliegen, um Urlaub zu machen.
Die Osterreiter sind aber keine Attraktion für die Touristen. Zwar ist jeder gern als Zuschauer eingeladen, aber man macht es nicht für diese. Es ist eine ernsthafte religiöse Übung, die auf keinen Fall kommerzialisiert werden darf.
Zum Schluß wollte ich mir noch anschauen, was die » 10b zu sagen hat. Da war ich denn doch schockiert. Zunächst fiel mir auf, daß es wesentlich mehr Schüler sind. Und fast alle sind übel drauf. Wie mag das kommen? So ein gewaltiger Unterschied zwischen zwei Parallelklassen!
Das Titelbild mit den Ostereiern bedarf noch der Erklärung. Vor einem Jahr war ich auf die Osterreiter gestoßen über die Seite » Die Lausitz und die Sorben von Kristina Ballay.
Natürlich ist die Autorin eine Zugereiste, die von der Kultur der Sorben fasziniert ist. Und dazu gehört auch das kunstvolle Bemalen von Ostereiern. Solche Ostereier habe ich noch nie gesehen. Inzwischen muß auch diese Kultur gestützt werden, und so gibt es den einen Preis für die schönsten Ostereier.
Vielleicht wird doch noch alles Folklore, wenn der innere Antrieb verlorengeht. Immerhin sind die Polen, die im 19. Jahrhundert als Arbeitskräfte ins Ruhrgebiet geholt worden sind, inzwischen vollständig assimiliert.
Nun leben die Sorben schon seit mehr als 1000 Jahren in dieser Gegend, insofern ist der Vergleich schief. Die katholischen Sorben der Oberlausitz haben aber auf jeden Fall bessere Chancen als der Rest des Volkes, sich zu behaupten. Unter anderem dank des Osterritts und der tiefen Gefühle der Verbundenheit, die dieser bewirkt.
Fotos wie angegeben
|