Kantor Hubert Kahle aus Radibor ist dabei, seit er 14 Jahre alt ist. Das ist das Mindestalter. In seiner Gruppe reitet diesmal ein Kreuzträger das 50. Mal, in einer anderen Gruppe ist jemand in diesem Jahr zum 60. Mal dabei.
Die meisten der 9 Gruppen reiten in eine andere Gemeinde, deren Gruppe den umgekehrten Weg macht. Zwei Gruppen reiten den Weg allein, so z. B. die Gruppe aus Bautzen, die nach Radibor reitet, während die Gruppe aus Radibor nach Storcha reitet. So müssen die Einwohner von Radibor sowohl die Gruppe aus Bautzen als auch die Gruppe aus Storcha bewirten.
Storcha hat nur 90 Einwohner, die Radiborer Reitergruppe ist 120 Mann stark. Man macht sich fertig gegen 12, der Pfarrer segnet die Reiter, übergibt die Kirchenfahnen, das Kreuz und die Statue des Auferstanden und sendet sie aus.
Die Männer reiten paarweise und kommen gegen 14 Uhr an. Nach der Umkreisung der Kirche und der dreimaligen Umrundung des Friedhofs, um den Verstorbenen die Botschaft von der Auferstehung zu verkündigen, gibt es eine Kaffeepause.
Dann werden die Reiter unter Glockengeläut verabschiedet. Am Abend ist man wieder zurück. Manche Gruppen haben einen längeren Weg und starten deshalb früher.
Am Karfreitag werden die Pferde geputzt und die Mähnen gewaschen, eingeflochten zu einer Kaltwelle. Am Sonntag werden die Zöpfe gelöst und zur Ostermähne toupiert.
In den siebziger Jahren mußte die Osterprozession in Radibor mangels Pferden ausfallen. Heute werden für die insgesamt über 1600 Reiter Pferde von weit her herangefahren, teilweise 100 oder 150 Kilometer, da es in der Region so viele Pferde nicht gibt.
Früher waren es natürlich vor allen Dingen schwere Rassen, heute die üblichen Reitpferde. Ein Züchter von berühmten Anglo-Arabern ist ebenfalls dabei, dessen Sohn Fachtierarzt für Pferde geworden ist und auch diese Rasse züchtet. Die wenigsten Reiter haben ein eigenes Pferd, etwa 2/3 sitzen nur einmal im Jahr auf einem Pferd, zum Osterritt.
Die Pferde gehen im Schritt und in der Gruppe, sind daher durchweg ruhig und gelassen. Freitag und Samstag wird geprobt. Selbstverständlich ergeben sich auch Kontakte zu den Reiterhöfen, und teilweise dürfen auch Protestanten oder Nicht-Sorben mitreiten.
Während des Ritts wird andächtig auf sorbisch gesungen - einen Eindruck kann man durch zwei kleine Videos auf der Seite » Die Osterreiter gewinnen.
|