In langen Prozessionen ziehen die Wallfahrer zu Ross von einem Parochialdorf zum anderen. Wie Hochzeiter sind sie gekleidet: hoher Zylinder, weiße Handschuhe und schwarzer Rock.
Pferde von schwerem Schlag, die noch gestern vor Pflug und Wagen gingen, sind festlich geschmückt und ihrer Würde sich bewusst. Tage zuvor flechten Knechte Mähnenhaar und Schweif mit Strohgebind in feste Zöpfe.
Am Ostermorgen werden die Strähnen gelöst und das Haar durchgebürstet, die Pferde sorgfältig geputzt und gestriegelt. Der Schweif wellt lockig. Überdies ziert ein Seidenband, zumeist ein Geschenk der Hausfrau oder einer anderen lieben Seele. Es prangt in verschiedenen Farben, zumeist rot oder bunt, wenn aber ein teures Familienmitglied gestorben ist, grün, schwarz oder blau als Zeichen der Trauer.
An seinem Ehrentage wird das Pferd mit Blumen und Bändern geschmückt. Sättel und Gurte, Zäume und Schabracken sind mit allerlei messingenem, silbernem und goldenem Schmuck geziert.
Stolz schreiten die Pferde einher. Noch stolzer tragen sie den gestriegelten Krauskopf. Feurig blasen sie die Nüstern auf und kauen beständig an Trense und Kandare, so dass es schäumt. Ab und zu ein freudiges Gewieher. Die Augen flammen auf.
Auch der Reiter sitzt in fester Haltung, sich dessen bewusst, dass man ihn bewundert. Es sind zumeist Gutsbesitzer oder deren Söhne und Gesinde.
Sie sitzen auf kirschroten oder himmelblauen Schabracken, in deren Ecken silberne Sterne oder die Anfangsbuchstaben des Besitzers, oft auch ein fahnentragendes Lamm, eingestickt sind.
Und die zahllosen Zuschauer besprechen eifrig diejenigen Gruppen und Reiter, die die eindrucksvollsten sind und deren Pferde den schönsten und prächtigsten Schmuck tragen.
Die Spitze der Reiterprozession führt breitgesäumte, buntgestickte Kirchenfahnen. Die folgenden Reiter tragen das Kruzifix und die Statue des auferstandenen Heilandes.
Der Vorsänger singt mit weithin schallender Stimme: "Stanyl je horje Jezus Khryst, alleluja!" - "Christ ist auferstanden!" Alsbald fallen die anderen ein. Die Lust ist erfüllt von Chorgesang und Glockenklang.
Es ist nicht verwunderlich, dass der Bauer bei diesem Bittgange sich des Pferdes als des allerbesten Gefährten bei der Feld- und Ackerarbeit bedient, das ihm beim Säen und Ernten so große Dienste leistet und auch sonst sein gehorsamster Helfer und treuestes Haustier ist.
Auch bei den alten Germanen stand das Pferd in hohem Ansehen. Die Zeit der beginnenden Feldfruchtarbeit wurde mit Pferdekult und sakralen Ritten eingeleitet. Mit dem heiligen Georg wurde er gleichsam patronisiert.
Erhebend ist der Eindruck der prächtigen Reiterschar mit fliegenden Fahnen und dem uralten Ostersang. Ob dieser schöne Brauch ein Auswuchs altheidnischen Kultes, dem die christlichen Glaubensboten einen kirchlichen Anstrich gaben, oder ein Überbleibsel aus den Kreuzzügen ist, darüber ist nichts Sicheres bekannt.
Wahrscheinlich wird er aber erst nach diesen entstanden sein. Seinen Ursprung wird er wohl in den Streben haben, Gott auch draußen in der Natur zu preisen. Darum liegt in diesem altehrwürdigen Brauch ein tiefer Sinn. Wo der Bauer und Ackersmann von Gott das ganze Jahr hindurch Segen empfängt, auf seinen Feldern und Fluren, dort will er ihm besonders danken und ihn vertrauensvoll um neuen Segen bitten. |