Insgesamt ist aber die Alpenregion vielleicht eine gute Vorstellungshilfe. Hohe Gipfel und liebliche Täler, Abgeschiedenheit zwischen den einzelnen Regionen mit starken Unterschieden hinsichtlich Bevölkerung, Kultur und Sprache.
Weithin bekannt ist die Minderheit der Schweizer, die Rätoromanisch spricht (» Die Rätoromanen, Sprachregionen Surselvisch, Sutselvisch, Surmeirisch, Putèr, Vallader), neben den größeren Bevölkerungsgruppen, die verschiedene Dialekte des Deutschen, Italienischen und Französischen sprechen. Der erwähnte Aufsatz klärt uns auf:
In keiner Region der Welt werden so viele Sprachen gesprochen oder leben so viele verschiedene Völker bei einander, wie im Kaukasus. Es sind etwa 40 verschiedene Völker und etwa 60 Sprachen. Im Laufe der Geschichte sind Dutzende Völkerschaften auf ihren Wanderungen in dem Gebirgszug zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer hängen geblieben. Die Abgeschiedenheit der Bergtäler verhinderte einen Austausch der gestrandeten Kulturen; so entstand auf engstem Raum eine babylonische Sprachenvielfalt. Viele Sprachen kommen nur in einzelnen Bergdörfern vor und sind deshalb akut bedroht. Linguistisch sind sie von besonderem Wert, weil sie nicht zur Familie der indoeuropäischen Sprachen zählen, von denen es reichlich schriftliche Quellen gibt. | |
Das schreibt sich alles so leicht hin. Es tut gut, hier eine Weile innezuhalten. 40 Völker! Wir Deutschen haben heute noch ein deutliches Gespür für die unterschiedlichen Volksgruppen unseres Volkes.
Die Schwaben sprechen Schwäbisch (Frankreich nennt uns Allemagne, weil die Schwaben auch als Allemannen bekannt waren, die sich nach dem Zerfall des römischen Reiches dort angesiedelt haben, wo sie noch heute wohnen), die Bayern Bayerisch, die Friesen Friesisch usw.
Einschub: ich machte den Fehler, nach Allemannen zu suchen. » Elkes Welt, Schüttelreime: "Die Allemannen heißen Allemannen, weil bei den Allemannen alle Mannen Allemannen sind".
In Elkes Welt kann man sich verlieren, also reichlich Zeit mitbringen, siehe auch dort: » Elkes Schwabenseiten: "It's nice to be a Preiss, it's higher to be a Bayer, but it's top to be a Schwob." Dort wieder jede Menge Links zu anderen Schwabenseiten.
Jetzt muß ich aber unbedingt aufhören, ich verliere mich ja schon selbst! - und habe schon wieder 15 Minuten auf allen möglichen Seiten zugebracht (» www.schwaebisch-englisch.de: "Sia send abr et fo hir!").
Die kaukasischen Sprachen werden in 4 Familien eingeteilt:
- Altaisch (Türkisch - 6 Sprachen)
- Nordwest-Kaukasisch (Abkhaz - 3 Sprachen)
- Nordost-Kaukasisch (Dagestani - 28 Sprachen, Nakh, Vaynakh - 3 Sprachen, Kartvelisch - 3 Sprachen)
- Indoeuropäisch (Armenisch, Griechisch, Iranisch - 4 Sprachen, Slawisch - 2 Sprachen)
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Ich lerne: Wegen der geographischen Situation als Durchzugsgebiet und der unzugänglichen Lage der Täler haben sich sehr viele Völker halten können und sich den vielfältigen Assimilationsversuchen z.B. Rußlands bis zum heutigen Tage widersetzt.
Armenisch (Radio Eriwan) wird immerhin von 4 Millionen Menschen gesprochen, Karatschai (eine altaische Sprache) aber nur von 276.000, Adygay (Nordwest Kaukasisch: Tscherkessisch, Kabardinisch) von 658.000.
Manche Nordost-Kaukasischen Sprachen werden nur von wenigen Tausend Menschen gesprochen, mit einem Minimum von 200 Menschen, die eine Sprachen namens Ginukh sprechen, wobei immerhin 500.000 sich auf Avar verständigen.
Als ich mit einer Germanistin darüber sprach, machte sie schnell deutlich, daß das keineswegs ungewöhnlich ist. Sie wußte z.B. von einer oder wenigen Moorgemeinden in der Nähe von Leer in Ostfriesland (Saterland), wo eine eigene Sprache gesprochen wird, die sich vor vielen 100 Jahren vom Plattdeutschen (wieder eine eigene Sprache) abgespalten hat. Für diese Sprache im Saterland gibt es sogar einen Spezialisten, und man denke: es ist ein schwarzer US-Amerikaner.
Fazit: Man muß nur lange genug hinreichend abgelegen wohnen, dann entwickelt sich so etwas von selbst. Durch die modernen Massenmedien schleifen sich umgekehrt die Besonderheiten sehr schnell ab, so daß bald nicht einmal mehr die Schwaben richtig Schwäbisch können. Hier geht wertvolles Kulturgut verloren.
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