Ohne Pferdchen geht es nicht mehr, das Fohlen beschäftigt alle Gemüter. » Hanno Kühnert:
Im Sommer 1997 war das Pferdchen durch viele Anstriche dick und unansehnlich geworden. Die Stadt ließ es in die Werkstatt bringen, wo man die Farbschichten entfernte. In der Zwischenzeit zeigten sich sofort zwei Ersatzpferdchen. | |
Es gibt aber nicht nur Erfreuliches zu berichten. » Hanno Kühnert:
Soweit zu sehen und zu hören, waren die Rowdies, die dem Pferdchen die Beine fast abgeschlagen haben, bis Mitte Februar 2000 noch nicht gefaßt.
Der Bürgerverein Mittel- und Unterwiehre, die FEW und die Firma Optik-Wiehre bezahlten damals die 2500 Mark für die Reparatur der Pferdchenbeine. | |
So hat auch dieser unangenehme Zwischenfall seine positiven Auswirkungen: die öffentliche Zuneigung wird dokumentiert und äußert sich in tatkräftiger und finanzieller Unterstützung, die Zerstörung wird eindeutig verurteilt.
Zur Frage der Zulässigkeit eines Eingriffs in die künstlerischer Freiheit und die Urheberrechte hat die Stadt und die Bevölkerung eine pragmatische Entscheidung gefällt, wie auch die Gesellschaft insgesamt z.B. zur Frage der Software- oder Musikpiraterie.
» Die Zeit berichtete am 19.01.1996:
[...] Schon seit Jahren werden hier selbst polizeiliche Hinweise auf mutmaßliche Täter nicht mehr verfolgt. Geradezu stolz sei er auf die künstlerische Originalitat des Pferdchens sagt Amtsleiter Bernhard Utz: "Um den ldeenreichtum nicht zu blockieren haben wir uns gesagt: Lassen wir's laufen." [...] Vielleicht gründet sich der Erfolg auch darauf, daß sich alle an gewisse Spielregeln halten: Witz und ein gewisser künstlerischer Ehrgeiz sind unbedingte Voraussetzung, niemals darf sich die Aktion auf andere Skulpturen ausdehnen, gemalt wird nur im Dunkeln. Das wichtigste aber: Die Anonymität der Künstler ist zu wahren. Drum schließen die Anwohner diskret die Fensterläden, drum dreht die Polizeistreife großzügig ab, wenn es nachts um halb zwei nach der letzten Straßenbahn beim Pferdchen lebendig wird. Als hätte man aus der unseligen Geschichte der Kölner Heinzelmännchen eine Lehre gezogen. Spioniert wird nicht. | |
Rechtlich ist die Haltung des Amtsleiters und der Polizei natürlich äußerst bedenklich, von den Anwohnern ganz zu schweigen. Er müßte eigentlich die Rechte des Urhebers verteidigen, wenn dieser es schon nicht selber tut. Schließlich wird hier ganz offen das Gesetz gebrochen, und zwar wiederholt und absichtsvoll.
Auch hier wieder äußert sich ein Einstellungswandel, der Indiz dafür ist, daß das Gesetz inhaltlich interpretiert wird, statt es starr und verständnislos anzuwenden, wie man das eigentlich von Amtspersonen gewohnt ist.
Oder sollte es so sein, daß man bei einer Skulptur von Werner Gürtner andere Maßstäbe anlegt als bei einer Skulptur von Joseph Beuys? Würde in diesem Falle der Staat von alleine tätig werden oder müßte jemand Anzeige erstatten? Bei Joseph Beuys geht es um erhebliche Summen. Womit wir wieder beim Thema Geld wären.
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