31.08.2001 nachmittags: Mein Mädl in der Scheune
Leider keine gute Nachricht...
Habe den Händler zur ausgemachten Zeit angerufen: er war total unfreundlich, hat mich wüst beschimpft und behauptet, mein Mädl wäre schon fix vergeben, was ich mir eigentlich einbilde, warum ich ihn störe und dass ich ihm schon auf die Nerven gehe.
Ich hab ihn dann zurechtgewiesen, dass er gestern gesagt hat, er werde sich das mit den 9.000ATS überlegen. Seine Reaktion darauf: NUR 9.000ATS? Nein, mein Mädl sei schon längst an einen 6jährigen Buben in NÖ um 16.000ATS Geld verkauft (gestern war es noch ein italienischer Händler um 8.000ATS). Hat noch gesagt, dass ich mich nicht mehr melden soll, sonst marschiert die Stute gleich zum nächsten Schlachter. Und aufgelegt.
Ich versteh die Welt nicht mehr! Er lügt wie gedruckt und freut sich anscheinend an meinem Schmerz. Das mit dem Buben aus NÖ stimmt sicher auch nicht, sonst würde er nicht herumlügen (siehe: sie ist schon im Kühlraum) und sonst würde mein Mädel bei den anderen Pferden stehen und nicht in der verlassenen Scheune versteckt sein.
Das ist ja auch das Schlimme: Ich weiß ganz genau, wo sie ist, bin heute mit Tränen in den Augen vorbeigefahren; hätte nichts lieber getan, als zu ihr zu gehen, und sie zu trösten (so wie sie gestern ausgesehen hat, versteht sie die Welt auch nicht mehr).
Aber der Händler sagte, er zeige mich an, wenn ich das Grundstück noch einmal betrete, und das glaub ich ihm gleich. Denn meine Bitten, sie doch kurz besuchen zu dürfen, hat er auch eiskalt ignoriert.
Habe dann noch meinen gestrigen Helfer (der Besitzer vom Gnadenhof) verzweifelt angerufen und alles geschildert. Komisch, sagte er, denn ihm hat der Händler schon wieder ein anderes Geschichterl erzählt, was mit meinem Mädl gemacht wird.
Er hat mir angeboten, heut abends nach der Arbeit ein letztes Mal zum Händler zu schauen; vielleicht lässt sich ja noch etwas machen. Und ich solle mich nicht mehr bei ihm rühren, sonst bringt er sie wirklich schleunigst weg; er kenne ihn und er macht immer das, was er androht.
So, jetzt sitz ich also daheim und kann schon gar nicht mehr weinen. Traue mich gar nicht mehr zu hoffen, dass der Gnadenhof-Besitzer was erreicht. Es geht seit jetzt 2 Tagen immer so bergauf-bergab. Hoffnung - Hoffnung zerstört. Wir erfahren, dass sie schon tot ist, 10min später sehe ich sie in einem verlassenen Schuppen. Das war fast das Ärgste, ich habe geglaubt, ich träume. Da war die Hoffnung wieder voll da.
Und so wie es jetzt ausschaut, fürchte ich, dass ich sie nie wieder sehen werde. Und meine Umgebung redet schon lange auf mich ein a la "du wirst schon drüber hinwegkommen" und "vergiss sie". Das machts auch nicht grad leichter.
Falls mein Helfer nichts erreicht, werde ich vielleicht morgen mit Bargeld winken gehen. Als letzten Versuch. Wird ihm aber nicht genug sein, so wie er heute geredet hat. Mit recht viel mehr kann ich aber leider nicht dienen, ich muss mein Mädl ja dann auch versorgen können.
Und mit Unterstützung von meinen Eltern kann ich leider auch nicht rechnen - sie haben keine Beziehung zu Pferden und absolut kein Verständnis dafür. Also komm ich mir (von dem Gnadenhof-Besitzer abgesehen) ziemlich verlassen im Kampf für mein Mädel vor.
Und da tuts sehr gut, wenn man emotionelle Unterstützung bekommt, sei es auch durchs Internet. Danke!
Und mein liebes Mädel steht noch immer alleine in der dunklen Scheune und wartet auf mich.
Alice
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