| | | | Der Handschuh hält auch einen Biß aus: Blutung auf dem Handrücken | | | | | | | | | Der Diamantschleifer besorgt, was die Raspel nicht erledigen kann | | | | | | | | | Klar erkennbar: der Überbiss | | | | | | | | | Ohne Sedierung, frei in der Stallgasse: Raspeln | | | | | | Und wie ist der Zahnarzt nun an die Zahnpflege von Pferden und nach Kanada gekommen? Über die Schwiegereltern von Louis Pequin, die seine Patienten sind. Wie das Leben so spielt! Deren Tochter Claudia ist Tierärztin und hat ihren Mann bei einem Praktikum in Kanada kennengelernt. Inzwischen war der Zahnarzt mehrfach in Kanada und hat sich jeweils die Werkzeuge von Louis machen lassen. In den letzten 10 Jahren hat Louis Pequin sich außerdem als Züchter betätigt. Darüber werde ich in der nächsten Ausgabe berichten. Die ersten Raspeln hatten eine Messingauflage, die neueren Werkzeuge sind mit Silber verlötet. Die Pferde können draufbeißen und damit den Raspelvorgang unterstützen. Die Schleifkörpern sind aus sehr hartem Metall (Wolframkarbid). Der Griff ist abgewinkelt, wodurch eine sehr gute Führung möglich ist. Die Raspelfläche ist doppelt gebogen, Weichteile können nicht eingeklemmt oder verletzt werden. Die Hände sind durch OP-Handschuhe geschützt, die auch gewaltsame Behandlung unverletzt überstehen. Für gröbere Arbeiten steht ein Diamantschleifer zur Verfügung, der von einer herkömmlichen Bohrmaschine angetrieben wird. Dieser Diamantschleifer (Motorraspel) ist übrigens von einem Tierarzt entwickelt worden. Ansonsten wurde eine Maschine eingesetzt, die am Gürtel befestigt wird und die Drehbewegung über eine bewegliche Welle umsetzt. Die Motorraspel ist sehr gefährlich. Unser Tierarzt arbeitet nur unter Sicht mit diesem Gerät und auch nur dann, wenn die mechanische Raspel nicht einsetzbar ist. Mit so einem Gerät kann man sehr schnell zu viel abnehmen und auch leicht die Schleimhäute verletzen. Dazu muß das Pferdemaul mit einer Sperre geöffnet werden, wie sie jeder Tierarzt zur Verfügung hat. Zur Beleuchtung des Maulinneren wird eine Kopflampe eingesetzt, die für Hobbyhöhlenforscher hergestellt wird. Wie die Fotos zeigen, mußten bei einigen Pferden die Vorderzähne gekürzt werden, bei anderen konnte eine Behandlung ohne Betäubung durchgeführt werden. Das Raspeln beseitigt die sogenannten Haken, das sind scharfe Spitzen auf den Backenzähnen, die nicht natürlich wegbrechen und deshalb die normalen Kaubewegungen behindern. Die Pferde schienen das durchaus angenehm zu finden. Der Pferdezahnarzt wußte außerdem ganz genau, wie man mit Pferden umzugehen hat. Es gab keinerlei Berührungsängste. Ein Pferd wurde nicht in der Stallgasse, sondern in der Box behandelt. Hier konnte ich eine Folge aufnehmen, die sehr schön dokumentiert, wie der Pferdezahnarzt das Vertrauen des Pferdes bekommen hat. Er trieb dazu mehrere Minuten lang immer wieder mit Halfter und Strick im Kreis, bis das Pferd eingesehen hatte, daß es seine Ruhe nur kriegt, wenn es sich auf diesen Menschen einstellt. Daraufhin hat er sein Werkzeug gezeigt, er konnte es einführen und mit der Arbeit beginnen, schließlich machte das Pferd den Kopf ganz lang und hielt ihn tief, so nach dem Motto: bitte mehr davon, es ist so schön! An dieser Szene wurde deutlich, daß unser Pferdezahnarzt eine ganze Menge von Pferden versteht. Dazu muß man nicht unbedingt Reiten oder Fahren. Und manch einer, der das kann, versteht weniger von Pferden, möchte ich mal annehmen.
|