1970
Abitur, Berufswunsch: Tierärztin für Pferde. Nach Meinung meiner Eltern und Berufsberater ist "der Pferdedoktor nichts für eine Frau". Also werde ich Lehrerin für Sport und Englisch.
1976
Ich unterrichte an einer Schule im heimatlichen Österreich und entdecke ein Feriencamp mit dreißig Pferden. Ich melde mich zu meiner ersten Reitstunde an. Aus ihr wird ein wundervoller und zugleich schmerzlicher siebenstündiger Ritt durch den Wald.
Da ich Ferien habe, wiederhole ich diese Erfahrung, sofern mein Hinterteil es zulässt, fast täglich. So lerne ich schnell und leite nach sechs Wochen bereits Ausritte.
Ein strenger Winter kommt und es wird eine Notunterkunft aus einem Holzgerüst und Strohballen gebaut. Für mehr reicht das Geld nicht. Da Hilfe gebraucht wird, gebe ich mein Wohnung auf und ziehe auf das Pferdecamp.
Der Winter mit den Pferden ist wunderschön: Ausritte durch verschneite Wälder, bei jedem Galoppsprung Schneefontänen über unsere Köpfe, lachende Kindergesichter, das Schnauben der Pferde, das Glitzern der Sonne, die durch die Äste bricht. Ich erkenne es wieder, das gewaltige Gefühl, das mich durchströmt: Himmel-Erde-Herzchakra-Licht.
Von diesem Moment an ereignete sich Eigenartiges. Ich fing an, von Pferden zu träumen. So träumte ich, dass einige unserer Pferde krank werden. Nach einigen Tagen wird bei drei Pferden hohes Fieber festgestellt: Lungenentzündung.
Da kein Geld für den Tierarzt vorhanden ist, werden die Pferde nur von den anderen getrennt und in Ruhe gelassen. Nacht für Nacht träume ich und sehe bei der Heilung der Pferde zu. Nach einigen Tagen, als ich von der Arbeit komme, sehe ich die Pferde wieder unterm Sattel: sie sind plötzlich gesund geworden.
1977
Frühjahr
Die Besitzer des Feriencamps setzen sich nach Deutschland ab, Grund: Verschuldung, und lassen mich mit 30 Pferden, kaputten Zäunen und Stallungen zurück.
Ich sitze morgens in der Schule und übe mit meinen Schülern die englische Grammatik, meine Gedanken sind bei den Pferden.
Um 14 Uhr gehe ich zum Direktor und kündige fristlos, Begründung: 30 Pferde brauchen mich.
Von da an bin ich Tag und Nacht bei den Pferden, wunderbar! Tagelange Ausritte allein oder mit Freunden.
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