Ein anderes Mal sollte sie beschlagen werden, das zweite Mal, seit ich sie hatte. Beim ersten Mal war ich dabei, es ging wegen meinem Hinkebein recht zäh, aber es ging.
Bei diesem zweiten Mal hat der Schmied seinen eigenen Termin verschoben, wollte es wie gewohnt alleine durchziehen. Ergebnis waren diverse Flugstunden für den Schmied, ein Huf mit nur 3 Nägeln und eine Bella, die Hörner bekam. So sahen jedenfalls die Platzwunden auf ihrer Stirn aus, die sie sich beim Sprung gegen die Wand geholt hat.
Als ich also die notwendigste Ausrüstung komplett hatte, konnte ich mich endlich auf mein Ziel konzentrieren: Die zu der Zeit in der Weilheimer bzw. Lechtalgegend gut organisierten Wanderritte.
Halbtagesritte, leider halt immer alleine, waren ja schon die Regel. Und weil ich an ein Zugfahrzeug bzw. einen Hänger gar nicht denken brauchte, musste ich halt zum Ziel der Begierde hinreiten.
Das erste - und damit allerletzte - Mal habe ich mir da einen Rucksack angetan: So ein Teil ist nur im Schritt halbwegs erträglich, im Trab und Galopp hüpft es nicht nur hinter, sondern genau gegen die Bewegung auf und ab.
Gott sei Dank kamen Bekannte vorbei, die auch auf dem Weg nach Kinsau waren, und nahmen ihn mit. Ich war zwar vor der Zeit mit Bella schon ein paar Wanderritte gegangen, wenn sich halt irgendeiner mit einem freien Pferd und Hängerplatz gefunden hat, aber nie mit Gepäck für zwei Tage.
Jetzt konnte ich endlich wann ich wollte und so lange wie ich wollte auf diese Treffen, bei denen vor allem in den ersten Jahren immer die gleichen Leute da waren und einen Riesenspaß hatten.
Ursprünglich wollte ich dieses Mal bloß hinreiten und wenigstens alle treffen, ich hatte keine ja Ahnung, wie weit ein Pferd läuft, bis es wirklich müde ist. Nach 4 Stunden Anritt am späten Vormittag war ich da, und nach einer kurzen Pause war klar, dass Bella alles andere als müde war.
Keiner hatte Bedenken, wenn ich die 20 km Wanderritt noch gehe, also ließ ich mir das nicht zweimal sagen. Und dieser Ritt war für mich einer der Schönsten überhaupt, total entspannt mit dem eigenen Pferd und den anderen unterwegs, und alle waren supergut drauf.
Am Abend luden alle ihre Pferde ein, ich half den Organisatoren noch beim Aufräumen und richtete mich dann zur Nachtruhe ein: Bella ausgiebig gefüttert an der langen Laufleine zwischen 2 Bäumen und ich gleich in der Nähe im Gras mit Isomatte, Schlafsack und einer Tüte Wurstsemmeln, dem Lohn für meine Hilfsdienste.
In der Früh bin ich dann aufgewacht, überall glitzerte es feucht in der Sonne und ein Pferdegesicht schaute mich ziemlich erstaunt an. Der Rückweg war ein bisschen einfacher, weil ich nicht mehr so viel nach dem Weg suchen musste, und am Abend kamen ein recht müder Reiter und ein zufriedenes Pferd wieder in der Lichtenau an.
Einige Vertreterinnen der Stalljugend konnten es nicht fassen, dass ein Mensch freiwillig irgendwo draußen bei seinem Pferd pennt, anstatt, wie alle anderen auch, am Wochenende ordentlich zum Turnier mitzufahren.
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