 |  | Fasching - die Flecken hielten 5 Wochen lang... |  |  |  | Irgendwann kam dann doch der "große Augenblick": Schau'n wir mal, ob man sie auch reiten kann, schließlich war sie nach allgemeiner Schätzung schon über 10 Jahre alt.
Die Ausrüstung durfte ich mir ausleihen und ganz vorsichtig ging's los. Sie war ganz brav, ohne Buckeln oder Widersetzlichkeiten, nur auf Zirkeln ziemlich ungeschickt.
Wir gingen dann regelmäßig spazieren oder auf den Platz, gleichzeitig suchte ich in der Zeit verbissen nach Leuten aus dem Bekanntenkreis, die vielleicht Lust hätten, sie aufzunehmen. Denn der Zeitpunkt, an dem der Rechtsstreit zwischen der Stadt Weilheim und dem Eigentümer entschieden sein musste, rückte immer näher - letzterer behauptete doch tatsächlich, dem Pferd hätte es nie an etwas gefehlt!
Zudem standen zusätzliche Ausgaben an: 1. Die Stute brauchte dringend einen Schmied, d.h. wer zahlt den und welcher Schmied opfert sich? 2. Sie ist offensichtlich permanent rossig und quietscht wie ein gestochenes Schwein, sobald sich irgendjemand auch nur ansatzweise mit ihr befasst.
In dieser Zeit bearbeitete mich zudem meine Mutter: Sie meinte, dass ich nicht ganz bei Trost wäre, ein Pferd zu kaufen.
Ich hielt sie für ziemlich verrückt mit ihrer Idee. Was soll ich bitteschön als Student ohne Geld, nicht mal das Vordiplom fertig, mit einem Pferd, das total versaut und mit seinen 1,53 viel zu klein für mich ist?
Aber offensichtlich wusste sie (nicht nur) damals mehr über mich als ich selbst. Mein großer Hoffnungsträger, ein alter gewiefter Pferdemann mit großem Stall, hat schon einige in den Augen der Mehrheit komplett kaputte Pferde aufgenommen und wieder hingekriegt.
Er lehnte aber nach Besichtigung leider ab. So igelig, wie sie sich bei unserem Treffen aufgeführt hat, war sie ihm zu unberechenbar für seinem Stall mit vielen Kindern.
Und dann kam der Tag, der kommen musste: Bellas Eigentümer hat den Prozess verloren und die Stadt wollte aus Kostengründen so schnell wie möglich eine Lösung für das Pferdeproblem, d.h. wenn nicht bald einer kauft, muß sie doch noch zum Schlachter.
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