 |  |  |  | Schnappschuß von der PferdeStark 2001 im Freilichtmuseum Detmold |  |  |  | So etwa die Vorstellung, dass jeder Züchter dazu gezwungen werden müsse, allen seinen Tieren ein "humanes" Dasein bis zu seinem natürlichen Ableben zu garantieren.
Die Zahl der Pferde-Altersheime steigt, wann werden die ersten Friedhöfe angelegt?
Der Westeuropäer kennt das Pferd nur noch in seltenen Ausnahmefällen als Nutztier, das bei der Arbeit eingesetzt wird. Es gehört in den Bereich von Sport und Freizeit.
Der Tierarzt erlebt den Wandel vom Haustier zum Partner hautnah und hütet sich tunlichst davor, mit einem Pferd so umzuspringen, wie er das unbeanstandet mit einer Kuh tun darf.
Hinter dem Hund und der Katze nimmt das Pferd heute, wie der französische Soziologe Jean-Pierre Digard nachgewiesen hat, auf der Liste der beliebtesten Haustiere den dritten Platz ein.
Die Betreiber von Reitschulen beobachten täglich, wie sich halbwüchsige Mädchen an den Boxen drängen, um ihren Liebling zu hegen und zu pflegen.
Das Pferd befriedigt alle ihre Sehnsüchte nach einem Traumpartner, der groß ist und stark, der sich endlos streicheln und verwöhnen lässt, der einen hinträgt, wohin man will, der treu in seiner Box bleibt, wenn man keine Zeit für ihn hat.
Der Buch- und Zeitschriftenhandel bedient gerade dieses Bedürfnis mit Unmengen von Pferdeliteratur. Die Beispiele für die Vermenschlichung des Pferdes ließen sich beliebig häufen. In diesem Umfeld gerät das Schlachten von Pferden zu einem Akt der Barbarei, wenn nicht gar des Kannibalismus.
Es war, wie oben ausgeführt, im 19. Jahrhundert möglich, einen Gesinnungswandel hinsichtlich der Hippophagie gegen herrschende irrationale Widerstände durchzusetzen, sollte das heute nicht ein zweites Mal möglich sein?
Wohl kaum. Die Voraussetzungen waren völlig verschieden von den aktuellen Umständen: ökonomische, soziale und moralische Gründe sprachen für den Verzehr von Pferdefleisch.
Fotos Werner Stürenburg
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