Aber wie konnte es dem einst so hoch geschätzten Highland Pony dann geschehen, daß es jetzt so relativ selten und scheinbar unterschätzt ist? Was ist bloß passiert, daß eine Nation von Pferdenarren eine Perle der Natur so stark vernachlässigte?
Sommer in den Highlands
Das Highland Pony war, wie gesagt, ein Pony des Volkes, und als weite Teile der Highlands und Inseln von Menschen geräumt waren um Platz für gewinnbringendere Einwohner - nämlich Schafe - zu schaffen, reduzierte sich der Anteil der Ponys entsprechend. Später kam dann die Industrie und alles was dazu gehörte. Langsam aber sicher wurden Ponys und auch menschliche Arbeitskräfte durch verschiedene Fahrzeuge und Traktoren ersetzt.
Dann kamen auch noch fremde Einwanderer in den Norden Schottlands, um sich um die Schafe zu kümmern. Diese Leute waren im allgemeinen reicher als die bescheidenen Crofter und konnte sich den Luxus leisten, aus dem Süden stammende größere, feinere Reitpferde im Stall zu halten und zu füttern.
Die Räumungaktion dieser zweibeinigen "Neu-Highlander" begann um 1750 und dauerte ein weiteres Jahrhundert. Die Berge waren danach voller Schafe und so gab's natürlich nur wenig Platz für nun als Nahrungskonkurrenten angesehenen Ponys.
Die Anzahl der Ponys sank fast so spektakulär wie die Anzahl der Schafe zunahm. In jedem Landeskreis (parish) der Highlands gab es ungefähr zwischen 300 bis 1600 Native Ponys. Eigentlich ganz schön viel. Bevor die Räumungen begonnen hatten, gab es 600 bis 5000 Schafe. Auch ganz schön viel.
Aber die Zahl der Schafe stieg - und zwar rasant. In dem kleinen Parish von Kilmallie (nahe Fort William) gab es einmal unglaubliche 60,000 Schafe. (Ich bin genau dort aufgewachsen und es fällt mir sehr schwer, mir vorzustellen, daß so viele Schafe überhaupt nach Kilmallie reinpassen.)
Im Jahr 1791 wurde im Statistical Account notiert, daß in der Parish von Blair Atholl und Strowan in Perthshire: "vor der Einführung der Schaffarmen ... einige Mitglieder des niedrigen Volkes kleine Pferde in den Bergen gehalten hatten. Die Pferde waren das ganze Jahr über draußen. Lediglich wenn es zu sehr geschneit hatte, wurden die Pferde reingeholt und man gab ihnen Futter.
Zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahr fing jeder Besitzer seine Tiere ein und markierte sie. Manche hat er dann selbst benutzt oder verkauft, nur nicht die Zuchtstuten. Anschließend durften die Pferde während des restlichen Jahres wieder in den Bergen frei laufen, wo sie sich wohlfühlten. Jetzt, da dies nicht mehr möglich ist, sind sie fast ausgestorben und der Preis für diese Pferde ist auf unglaubliche Beträge gestiegen."
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