Gut oder bunt? Die legendären Appaloosas von › Werner Popken Zum Thema Appaloosa |
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Anläßlich der Buchbesprechung in der letzten Woche bin ich auf ein Phänomen gestoßen, das mich überrascht hat. Anscheinend werden die berühmten Appaloosas von manchen Amerikanern mit gehässiger Geringschätzung behandelt:
| Irgendwo in Nebraska, als sie auf der Interstate fuhren, scherte ein großer achtzehnrädriger LKW hinter ihnen ein. Er blieb für einige Meilen hinter dem Anhänger, bevor er auf die Überholspur wechselte und an Dans Anhänger vorbeizog. Als der LKW vorbeirauschte, kam plötzlich Leben in Dans CB-Funkgerät.
"Hey, Ponyboy", bellte eine Stimme mit neckendem Unterton. "Ich glaube, dir hat jemand dein gutes Pferd gestohlen und durch einen gefleckten Esel ersetzt." "Das ist mein gutes Pferd", antwortete Dan. "Und ich bin froh, daß Sie es gesehen haben, denn es ist mit Sicherheit das beste Pferd, das Sie je zu Gesicht bekommen werden." "Ist schon recht, Ponyboy", sagte der LKW-Fahrer und gluckste. "Wenn ein dummes Appaloosa dein bestes Pferd ist, würde ich es sicher furchtbar finden, dein schlechtestes zu sehen."
Trotz all dem, was Dan und Cherokee gemeinsam durchgemacht haben, all der Probleme, die sie überwunden haben, werden sie wahrscheinlich immer wieder mit Vorteilen konfrontiert werden, weil Cherokee ein Appaloosa ist. Leider sind Appaloosas eine Pferderasse, die genau wie die Araber häufig mißverstanden und folglich gleichermaßen diskriminiert wird. Wie der Araber wird das Appaloosa-Pferd oft als schreckhaft, unkontrollierbar und schwer zu trainieren angesehen. Und wie beim Araber werden diese Anschuldigungen oft von den Leuten ausgesprochen, die die Rasse entweder nicht verstanden haben oder die ein Pferd dieser Rasse erworben haben, nachdem es bereits eine ganze Anzahl von Problemen entwickelt hatte. Was sie anscheinend nicht verstehen, ist, wie wichtig es ist, daß man, wenn man mit Pferden arbeitet, und insbesondere, wenn man mit verschiedenen Rassen umgeht, jedes Pferd als Individuum behandeln muß. › Mark Rashid: Ein gutes Pferd hat niemals die falsche Farbe, Seite 76 | | |
Womit erklärt wäre, warum manche Menschen genau für diejenigen Pferde schwärmen, die andere vehement ablehnen. Mich hat bei der Lektüre dieser Passage allerdings gewundert, daß die Appaloosas ausgerechnet im Land ihrer Herkunft derart übel geschnitten werden.
Das wunderte mich umso mehr, als diese Rasse bekanntlich innerhalb von wenig mehr als einem halben Jahrhundert von fast völliger Ausrottung bis zu einer der größten Populationen auf dieser Erde aufgestiegen ist. Der Großteil dieser Tiere wird sicherlich in den USA leben, und trotzdem scheint dort der Appaloosa überwiegend mißachtet zu werden - anders kann ich die zitierte Passage nicht verstehen.
Ich erinnerte mich, daß die Ausgabe eines der Pferdezeitung vom 6. Februar 1999 mit einem Rasseporträt über die genau diese Rasse erschienen ist: "Die Appaloosas. Jetzt wird's bunt". Ausgabe 2 beschäftigte sich ebenfalls mit Appaloosas und stellte einen Vater und seine Tochter vor, die sich in diese Rasse verguckt hatten und sich turniermäßig erfolgreich mit zunächst einem, dann zwei Pferden präsentierten: "Indianer-Romantik. Die Liebe zu den Appaloosas".
Bekanntlich dürfen diese Artikel von Sylvia Frevert nicht mehr gezeigt werden. Sie waren flott geschrieben, aber für heutige Verhältnisse sehr kurz. Und damit sind sie auch nicht besonders interessant, denn kurze Rasseportraits findet man überall im Internet. Ich möchte es genauer wissen: Was hat es mit diesen Pferden denn nun wirklich auf sich?
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