| | Rollkur künstlerisch: Schachfigur, Samml. Gilbert | | | |
Oh Sport, Du bist der Friede! Der Krieg ist der vornehmste, ursprünglichste Sport von Gerd Hebrang
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Die Diskussion um die Rollkur ist undurchsichtig. Die Sache an sich ist altbekannt, die Wirksamkeit der Methode ebenfalls und durch die Bestimmung des Gesichtsfeldes von Pferden verständlich: Das Pferd kann in dieser Haltung nicht sehen, wohin es läuft, muß sich also auf den Reiter verlassen und wird deshalb nachgiebiger. Daß eine solche Haltung für das Pferd unbequem, lästig und möglicherweise sogar schmerzhaft ist, kann nicht unbedingt als Einwand gelten, da sportliche Betätigung als solche zumindest dann ohnehin und regelmäßig in Quälerei auszuarten pflegt, wenn es darum geht, in die oberen Ränge aufzusteigen. Ob die Rollkur zu gesundheitlichen Problemen führt, steht dahin. Dies wird zwar behauptet, der Beweis einer gesundheitlichen Schädigung ist aber noch nicht erbracht und kann vermutlich auch gar nicht erbracht werden, da es Gegenbeispiele gibt, die bei schädlicher Wirkung der Methode die behaupteten Schädigungen würden aufweisen müssen, dies aber nicht tun. Abgesehen von den ästhetischen, traditionellen, medizinischen, sportlichen, tierschützerischen Einwänden war ein ganz wesentlicher Aspekt der Diskussion die Gegenüberstellung der Deutschen und der Holländer. | Ich finde es schade, dass Sie gerade vor der EM und Aachen die Dressurreiterei der Holländer derart kritisieren. Es klingt fast so, als würden Sie einer anderen Nation als der Deutschen den Sieg nicht gönnen. [...] » Leserbrief St. Georg Barbara Moormann, Frankfurt | | | Ist das nicht merkwürdig? Wieso mischen sich hier nationale Rivalitäten mit sportlichen Fragen? Wie ist es überhaupt zu verstehen, daß im Sport Nationen gegeneinander antreten? Ergibt sich das aus der Natur des Menschen? Sind wir Menschen auf Wettbewerb angelegt? Identifizieren wir uns natürlicherweise mit geeigneten Gruppen und rivalisieren wir gleichsam automatisch mit gleichgearteten Gruppen? Ist der Nationenwettbewerb, der im Sport überall anzutreffen ist und nirgendwo hinterfragt wird, gewissermaßen eine Naturkonstante des Menschen? | Seit sich die Nationen nicht mehr royalistisch definieren, ist der Nationenwettkampf zu einem nationalen Kräftemessen über den Sport geworden. » "Massen denken nicht, sie fühlen" | | | Mehrfach hatte ich schon vermutet, daß der Hang zum Wettbewerb etwas zutiefst Menschliches ist. Aber ist das wirklich so? Das angeführte Zitat behauptet, daß zumindest der sportliche Wettkampf kulturell, soziologisch und politisch zu verstehen ist und keineswegs ein menschliches Naturgesetz darstellt. Es wird aber noch mehr behauptet: Der Nationenwettkampf wird vorausgesetzt und dessen Umformung in den sportlichen Wettkampf historisch gedeutet. Ist demnach zwar nicht der sportliche, aber der Nationenwettkampf eine menschliche Konstante? Beim Menschen ist es sehr schwer, zwischen vererbten und erlernten Haltungen und Verhaltensweisen zu unterscheiden. Wenn die Lust am Vergleich konkurrierender Gruppen kulturell bedingt wäre, müßte man zumindest gravierende Unterschiede in unterschiedlichen Kulturen nachweisen können. Sollte es eine Kultur ohne Wettbewerb geben, wäre der Beweis erbracht, daß Menschen als Vertreter der Gruppe nicht unbedingt miteinander rivalisieren müssen. Ich kenne mich in der Anthropologie nicht gut genug aus, um auf Anhieb ein entsprechendes Beispiel zitieren zu können. Allerdings ist bekannt, daß bei den meisten Tierarten die Männchen extrem miteinander rivalisieren. Auf diese Weise scheint ein automatischer Auslesemechanismus eingebaut zu sein, der die Entwicklung der Arten ermöglicht hat und die Weiterentwicklung garantiert. Man darf vermutlich die Schlußfolgerung blind ziehen, daß diese Art von Rivalität beim Menschen ganz ähnlich funktioniert und als Bestandteil der menschlichen Natur zu gelten hat.
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